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Yannik Böhmer

Einige Nachrichten an das All
von Wolfram Lotz 

Warum sind wir hier? 
und
Was könnte denn Sinn machen? 
fragen sich Lum und Purl, zwei kleine, verkrüppelte Figuren, die sich nach einer Aufgabe sehnen; einem Grund, da zu sein. Ein gemeinsames Kind zum Beispiel, das macht Sinn, dafür lohnt es sich zu leben.
Schnell merken sie, dass sie ihr Schicksal nicht beeinflussen können, da ihr Leben in diesem Theaterstück festgeschrieben ist. Aber nicht nur ihres, sondern auch das all der anderen Figuren, die auf dieser Sinnsuche sind.
Ihre Furcht um die Vergänglichkeit wird allgegenwärtig. Sie befinden sich in einer Explosion.

Der Autor Wolfram Lotz begnügt sich nicht mit halben Sachen. Seine Texte provozieren, dekonstruieren, er zerstört Welten und baut sie wieder neu zusammen. Der ursprünglich von der Lyrik kommende Lotz begegnet dem Theater mit dem Blick des Außenstehenden und widersetzt sich konsequent den Gesetzen der klassischen Dramatik. In seinen Stücken spiegelt sich die Außenwelt in Splittern. Es gibt keine Tabus.

Der junge Regisseur Yannik Böhmer inszeniert „Einige Nachrichten an das All“ mit drei SchauspielerInnen, die den Text in seiner tragisch-komischen Wesenhaftigkeit verkörpern, und stellt die Figuren in einem Raum der Leere aus.
Webseite zum Stück

von Wolfram Lotz
Ein Kooperationsprojekt Deutsches Theater Berlin / Master of Arts in Theater Regie ZHdK 

Mit

Katja Gaudard, Nicolaas van Diepen, Sabrina Tannen

Regie: Yannik Böhmer
Bühnenbild: Veronika Witlandt
Kostüme: Julia Dietrich
Dramaturgie: Fiona Schreier, Zarah Mayer
Mitarbeit Licht: Kerim El-Mokdad
Live Musik: Younisono
(Anitha Kandasamy, Daniel Hanke)

Grafik und Design: Katharina Nejdl

Fotos

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Audio

Textfragmente

Wolfram Lotz über „Einige Nachrichten an das All“

​

Ich habe Yannik Böhmers Inszenierung meines Stücks „Einige Nachrichten an das All“ in Berlin gesehen, und ich war sehr davon begeistert. Zum einen, weil durch die Auflösung der Figuren in wechselnde Sprecherpositionen dem Stück nochmal eine neue Dimension hinzugefügt wurde, die aber eben auch eine ist, die ich selbst immer in meine Stücke hineinimaginiere: Dass sie trotz Figurenrede doch in erster Linie etwas Poem-Artiges haben, klingende Texte sind, und zugleich theatrale Spielanlässe, nicht in erster Linie psychologische Konstellationen. Das habe ich da – für mich auf glückliche Weise – sehen können, durch den ständigen und sehr spielerischen Wechsel der Sprechpositionen von Schauspielerin zu Schauspieler. Außerdem fand ich es äußerst schlüssig, wie sich die Inszenierung zum Ende hin auflöste – oder besser und genauer: sich erweiterte – in eine Art Performance, und ja: in eine verzweifelt-euphorische Performance. Die im Text schon eingeschriebene und eben nicht einfach machbare Auflösung des dramatischen Stückes in sich immer mehr ausbreitende Fußnoten-Texte, ins Epische, hatte dort für mich eine einleuchtende und mitreißende Übersetzung gefunden, die ich sehr berührend fand.

Yannik Böhmers Inszenierung ist eine Lesart eines Textes, aber eines Textes, der nicht eine Aufführung vorgibt, sondern viele Lesarten verlangt. Und die Inszenierung von Yannik ist für mich eine Lesart, die sehr genau ist, dem Text auf ihre ganz eigene Weise gerecht wird, und gerade deshalb.

Und damit ist noch überhaupt nichts über die energetische Spielweise der drei Darstellerinnen gesagt, aber jetzt eben doch.

Ich fände es begrüßenswert, wenn diese tolle Inszenierung nochmal gezeigt werden könnte, nochmal einen angemessenen Raum bekäme, aus den genannten Gründen. Mich würde es auch sehr freuen, wenn Yannik Böhmer und sein Team die Gelegenheit bekäme, weitere meiner Texte oder Stücke zu inszenieren, weil ich seine Herangehensweise sehr ernsthaft und entschlossen fand, sie bei ihm deshalb sehr gut aufgehoben wären.

Auch hatte ich das Gefühl, dass er die Sachen TATSÄCHLICH sehr mag, was - wie ich finde - die beste Voraussetzung wäre. Das mag etwas banal klingen, aber in dieser Entschiedenheit ist das meiner Erfahrung nach keineswegs selbstverständlich, sogar selten.

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